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Gemälde von Mathias Schmid: Vertreibung der Zillertaler Protestanten im Jahr 1837. Letzter Blick in die Heimat (1877)

In der evangelischen Kirche sind Frauen völlig gleichberechtigt.

Die Entwicklung der evangelischen Kirche in Tirol

Mit Martin Luthers Thesen begann 1517 die Reformationsbewegung, die Glaubensinhalte und den sittlichen Zustand der damaligen Kirche hinterfragte. Schon um 1520 fand lutherisches Gedankengut Anhänger in Rattenberg, Schwaz und Hall. Die lutherischen Prediger wurden von Kaiser Ferdinand I. vertrieben.

Für eine zweite reformatorische Bewegung - das Täufertum - war Tirol vorübergehend eines der Zentren. Die Täufer lehrten, nur wer glaube, könne getauft werden. Daher lehnten sie die Kindertaufe ab, ebenso Messe, Priesterstand, Heiligenverehrung, Militärdienst, Privateigentum. Die Täufer wurden von Ferdinand I. grausam verfolgt, viele getötet. Ihr bedeutendster Anführer, Jakob Huter aus dem Pustertal, wurde 1536 vor dem Goldenen Dachl in Innsbruck verbrannt.

Evangelische in Tirol konnten ihren neuen Glauben nur im Geheimen leben. 1684 wurden 600 evangelische Gläubige aus dem Defreggental auf Geheiß des Salzburger Erzbischofs aus ihrer Heimat vertrieben. Josef II. bestätigte mit seinem Toleranzpatent von 1781 die evangelische Kirche als offizielle Religion. Der Tiroler Landtag verweigerte jedoch die Anerkennung - noch 1837 wurden 500 Evangelische aus dem Zillertal vertrieben. Die ersten evangelischen Gemeinden wurden 1876 in Meran und in Innsbruck gegründet. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts begann in Tirol das Zeitalter der Ökumene, des Dialoges zwischen den Kirchen. Der Salzburger Erzbischof Andreas Rohracher (1966) und Bischof Alois Kothgasser von Innsbruck (2002) baten um Vergebung für das Unrecht, das den Evangelischen im Namen der römisch-katholischen Kirche zugefügt worden war.

Evangelische Gläubige glauben an zwei Sakramente (Taufe und Abendmahl), lehnen Marien- und Heiligenverehrung ab. Die evangelische Kirche kennt kein irdisches Oberhaupt wie den Papst. Sie ist demokratisch aufgebaut - PfarrerInnen werden von den Gemeinden gewählt.

Die evangelischen Pfarrgemeinden sind zu Diözesen zusammengefasst, denen ein/e Superintendent/in vorsteht. Nordtirol und Salzburg bilden eine Diözese. Die Osttiroler Gemeinden gehören zu Kärnten. Die evangelische Kirche in Tirol befindet sich in einer Minderheitensituation. Sie umfasst 2,4 Prozent der Gesamtbevölkerung.

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