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Lechauen zwischen Forchach und Stanzach

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Zwei Pionierpflanzen, die als erste Schotterflächen besiedeln können: Der Knorpelsalat (gelb) und die Silberwurz.

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Satellitenbild der Lechauen

Der Lech - Der letzte Wildfluss der Nordalpen

Der obere Lech stellt Österreichs wichtigstes Brutgebiet für alpine, flussbewohnende Vögel dar. Nirgends sonst kommen etwa Gänsesäger, Flussuferläufer, Flussregenpfeifer und Wasseramsel in solcher Dichte vor. Raritäten sind die Kreuzkröte (sonst nur in Ostösterreich), der schöne Alpenapollofalter, das Randfleckwidderchen (sonst in Südfrankreich) und Bileks Azurjungfer. Diese Libelle findet man sonst nur noch im Gurgltal bei Nassereith und in Sibirien. Außerdem leben über 20 weitere Libellenarten im Lechtal. Zwischen den Steinchen geht der gefleckte Sandlaufkäfer auf die Jagd; ein flinkes Insekt, das wegen seiner kräftigen Kieferzangen in anderen Sprachen "Tigerkäfer" genannt wird.

Damit das faszinierende Wechselspiel der gestaltenden Naturkräfte erhalten bleibt und natürliche Umlagerungsstrecken vom Wasser geschaffen werden können, müssen die Nebenbäche aus den Seitentälern dem Lech ausreichend Kies und Steine von den Felsgipfeln der Lechtaler und Allgäuer Alpen zuführen. Deren Bergspitzen bestehen vor allem aus dem harten und spröde brechenden Gestein des Hauptdolomits. Unwetter, Lawinen und Sturzbäche reißen immer wieder neue Gesteinsschichten auf und auch der Steinschlag hat tiefe Spuren hinterlassen. Von Hitze, Frost, Wasser und Wind zermürbt zerfallen die Felsen und an so manchen Bergflanken sind riesige Schutthalden zu sehen. Unentwegt schieben und drücken die Steine, kollern zu Tal und werden dort vom Wasser weitertransportiert. Unablässig rollt und schiebt das Wasser die Steine talwärts und trägt so zur Erhaltung einer der letzten großen Wildflusslandschaften der Alpen bei.

Vereinfacht lassen sich in den Lechauen drei Zonen von den Flussufern landeinwärts unterscheiden:

1. Die Schotterinseln. Sie werden immer wieder umgeformt und auf ihnen können nur an zeitweilige Austrocknung angepasste Spezialisten sprießen. Etwa der Knorpelsalat oder Pflanzen von den Schutthalden der Berge (Zwerg-Glockenblume, Gänsekresse, Alpenleinkraut), deren Samen angeschwemmt wurden. Frische Rinnen mit langer Überschwemmungsdauer besiedeln Kalkflachmoorpioniere (Alpenbinse, Bunter Schachtelhalm, Mehlprimel).

2. Auf Standorten weiter innen, mit feinem Sand, hohem Grundwasserspiegel und mit periodischen Überschwemmungen, wachsen Tamarisken und Weidengebüsch. Sie verankern sich mit einem weitverzweigten Wurzelsystem, vertragen Hochwasser und schützen den Boden vor der Erosion des Flusses. In flussfernen, kaum mehr überschwemmten Rinnen gesellt sich die Grauerle dazu. Die Tamarisken brauchen regelmäßige Überschwemmungen, da sie bei längerer Trockenheit von Weiden und schließlich Kiefern verdrängt werden. Wegen der an fast allen Alpenflüssen verlorenen ursprünglichen Dynamik steht die Deutsche Tamariske ähnlich wie der Knorpelsalat in Mitteleuropa kurz vor dem Aussterben.

3. Auf nicht mehr vom Hochwasser beeinflussten, erhöhten Schwemmterrassen siedelt der Schneeheide-Kiefernwald als Schlussglied der Artenabfolge. Eine bunte Waldgesellschaft, in der z.B. Steinbrech, Glockenblumen, Eisenhut, Orchideen und angeschwemmte Bergblumen wie das Edelweiß wachsen.

Das fragile Gleichgewicht dieser Landschaft ist jedoch gefährdet. Der Verlauf des Flusses befindet sich in ständigem Wandel. Wenn Eingriffe den Nachschub von Steinen aus den Bergen vermindern, wenn das Wasser mehr Geröll abführt als nachkommt, kann dieser Lebensraum leicht für immer zerstört werden. Die Pflanzengesellschaften in der Au reagieren sensibel auf jede Veränderung. Sobald das Grundwasser fällt, weil der Fluss sich weiter eingräbt und zu wenig Geschiebe nachkommt, wird die Auenvegetation überwuchert und die Vielgestaltigkeit der Lebensgemeinschaften vernichtet. Flusslandschaften wie die am oberen Lech waren früher in den Alpen häufig anzutreffen. Heute ist der Lech der letzte Wildfluss der Nordalpen.

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