INDEX THEMEN GLOSSAR LANDKARTE ZEITACHSE SITEMAP SUCHE HILFE QUIZ  
Wirtschaft Übersicht 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

Arbeitslosigkeit seit 1945

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg herrschte in Tirol großer Mangel an Arbeitskräften. Die vielen Gefallenen und Kriegsversehrten fehlten am Arbeitsmarkt, ein nicht unerheblicher Teil der überlebenden Soldaten befand sich noch in Kriegsgefangenschaft. Wie sehr man die arbeitsfähige Bevölkerung zur Arbeit heranziehen wollte, zeigt sich auch in dem Tatbestand, dass für den Erhalt der so wichtigen Lebensmittelkarten ein Arbeitsplatznachweis unbedingt erforderlich war, streng nach dem Motto: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen. Selbst wer studieren wollte, musste manuelle Arbeit verrichten. So war es laut Landhauskorrespondenz für Inskribierende des Wintersemesters 1945/46 an der Universität Innsbruck verpflichtend, den Nachweis studentischer Arbeit (Beseitigung von Kriegsschäden, Beschaffung von Brennholz für den Winter) erbracht zu haben. Studenten mussten zwei Arbeitswochen, Studentinnen eine Arbeitswoche vorweisen, eine Befreiung vom Arbeitseinsatz erfolgte nur aus besonders triftigen Gründen. Unterstützte Arbeitslose gab es in den ersten drei Nachkriegsjahren so gut wie nicht. Im Februar 1947 z.B. wurden in Innsbruck neun (!) und in ganz Nordtirol 25 (!) unterstützte Arbeitslose registriert.

Schon Anfang der 1950er Jahre hatte sich die Lage am Arbeitsmarkt drastisch verändert. Tirol schlitterte - analog zur Konjunkturlage in Restösterreich und in der BRD - in eine Wirtschaftskrise, die dem Land wieder hohe Arbeitslosigkeit bescherte. Gemessen an der Arbeitslosenrate stellt das Jahr 1953 mit 7,3% (Frauen: 6,5%; Männer: 7,7%) das in Tirol schwierigste und zugleich schlimmste Jahr der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dar.

Gemessen an der absoluten Zahl der Arbeitslosen erscheinen dagegen - verglichen mit dem letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts - die Krisenjahre Anfang der 1950er Jahre recht "harmlos". Mit fast 17.000 (16.904) waren im Jahr 1998 rund doppelt so viele arbeitslos als 1953.

Zwischen diesen beiden Extremen relativer (1953) und absoluter (1998) Arbeitslosigkeit kann man zwei Entwicklungen feststellen. Zum einen stabilisierte sich seit Ende der 1950er Jahre der Arbeitsmarkt dann für rund zweieinhalb Jahrzehnte. Die - aus heutiger Sicht - "goldenen" Jahre der Arbeitnehmer begannen. Über Jahre hinweg lagen die Arbeitslosenraten weit unter drei Prozent, ja es gab sogar Jahre, in denen sie zwei Prozent und weniger betrugen. Der Arbeitsmarkt in Tirol war - wie es in der Fachsprache der Ökonomen heißt - "ausgetrocknet". Ab Ende der 1970er Jahre begann sich dann das Blatt wieder zu wenden. Ab diesem Zeitraum stieg sowohl die relative als auch absolute Arbeitslosigkeit wieder an. Dies scheint ein Indiz dafür zu sein, dass die Zeiten absoluter Vollbeschäftigung (= eine Arbeitslosigkeit unter drei Prozent) vorbei zu sein scheinen.

Zurück ..