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Kriegsende in Innsbruck: die zerbombte Museumstraße

Eine Videosequenz über die zerbombte Innsbrucker Innenstadt 1945 finden Sie auf der CD-ROM.

Kriegswirtschaft, Umsiedlung, Bomben, Alpenfestung und Widerstand: Tirol 1939-1945

Gauleiter und Reichsstatthalter (1938-1945) war der ehemalige Innsbrucker Radiohändler und aus dem Berliner "Exil" zurückgekehrte Franz Hofer, der äußerst ambitioniert war und Adolf Hitler mit Tirol, ausgehend von der höchsten Zahl der Parteimitglieder, der Zurückdrängung der katholischen Kirche und der Verfolgung der Juden, einen "Mustergau" vorzeigen wollte.

Den Apostolischen Administrator Paulus Rusch erkannte Hofer nicht als Oberhirten an und sandte alle Eingaben des Bischofs an den "Kaplan Rusch" zurück. Schließung kirchlicher Schulen, Klosteraufhebungen (z.B. das Stift Wilten 1939), die Einschränkung des Religionsunterrichts und die Behinderung der Seelsorge waren nicht dazu angetan, die Sympathie für das neue Regime in Tirol zu fördern.

Die zwischen Adolf Hitler und Benito Mussolini im Juni 1939 vereinbarte Umsiedlung der Südtiroler machte die Ansiedlung von rund 35.000 Menschen in Nordtirol erforderlich, die im Zeichen der Kriegswirtschaft dort nicht immer wie willkommene Landsleute aufgenommen und behandelt wurden.

Einzelne Betriebe wie die Jenbacher Werke, das Planseewerk oder Swarovski profitierten von Rüstungsaufträgen. Die Brennerlinie als wichtige Verkehrsader der "Achse Berlin-Rom" sicherte den Nachschub für die Wehrmacht in Italien. Seit Dezember 1943 war daher auch Tirol von alliierten Luftangriffen betroffen. Bis zum Mai 1945 beklagte allein Innsbruck hunderte aufgrund anglo-amerikanischen Bombenterrors getötete Zivilisten. Insgesamt wurden auf Vorarlberg, Nord- und Südtirol rund 20.000 Tonnen Bomben abgeworfen, die rund 1500 Tote forderten.

Hofer, der auch als "Oberster Kommissar" der "Operationszone Alpenvorland" ab Spätsommer 1943 über die italienischen Provinzen Bozen, Trient und Belluno gebot, träumte von der Wiedervereinigung Alttirols, gerierte sich wie ein Landesfürst von "Führers Gnaden" und widmete sich im letzten Kriegsjahr dem Ausbau der "Standschützen"-Formationen, der Tiroler Version des "Volkssturms". Außerdem hegte er Pläne zur Errichtung einer "Alpenfestung" als Zufluchtsort für Hitler und Mussolini in letzter Minute, ein Projekt, das jedoch mehr auf dem Papier als in der Realität existierte, keine Gegenliebe beim "Führer" fand und ein Phantom blieb, von dem sich auch die Amerikaner nicht täuschen ließen.

Tiroler wurden an allen Kriegsschauplätzen von der Eismeerfront bis Afrika eingesetzt. Überproportional vertreten waren sie in der 2. und 5. Gebirgsdivision, die in Norwegen bzw. in Griechenland, vor Leningrad und bei Monte Cassino zum Einsatz kam. In den letzten Kriegstagen mehrten sich Anzeichen rühriger werdender Opposition und Ansätze einer Art "Widerstandsbewegung", deren Angehörige schon Jahre vorher sich zu organisieren begonnen hatten, hohes Risiko auf sich nahmen und bis in die letzten Stunden des Regimes verfolgt und hingerichtet werden konnten. Opposition, passive Resistenz und aktiver Widerstand speisten sich in Tirol aus einer katholisch-konservativen, monarchistischer, aber auch marxistischer Ideologie. Führend war hierbei der niedere Klerus, während sich die kirchlichen Oberhirten sehr zurückhielten. Viele Priester erhielten "Gauverbot", über 100 der Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch kamen in Haft und fanden dort zum Teil den Tod. Prominente Beispiele sind Pfarrer Otto Neururer aus Götzens, verhaftet und am 30. Mai 1940 im KZ Buchenwald erhängt, sowie Pater Jakob Gapp aus Wattens, der am 13. August 1943 enthauptet wurde. Die Seligsprechung für beide fand am 24. November 1996 durch Papst Johannes Paul II. in Rom statt. Die Sozialistin Josefine Brunner wurde am 9. September 1943 in München-Stadelheim hingerichtet. Wegen "Rassenschande" wurden polnische Zwangsarbeiter im Fremdarbeiterlager Kirchbichl im September 1940 gehängt. Als ein KZ der Gestapo fungierte das Durchgangs- und Arbeitserziehungslager in der Reichenau (1942-1945), wo insgesamt mindestens 8600 Personen inhaftiert waren und deutlich über 100 Menschen den Tod fanden.

Im Ötztal sammelten sich in den letzten Kriegsmonaten versprengte Deserteure. In Innsbruck gelang es dem während des Krieges in Berlin bei AEG und Telefunken untergekommenen Tiroler Elektroingenieur und Hochfrequenztechniker Karl Gruber Oppositionskreise zu einen und aktive Widerstandszirkel zu organisieren, die dafür sorgten, dass die Landeshauptstadt den am Abend des 3. Mai 1945 einrückenden US-Truppen der 103. Infanteriedivision als "befreit" präsentiert werden konnte. Am 6. Mai wurden die Kampfhandlungen in Nordtirol definitiv eingestellt. Am 7. Mai rückte die britische 78. Infanteriedivision in Lienz ein. Damit waren NS-Zeit und Krieg in Tirol endgültig beendet.

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