Worum es der Volkskunde geht

Es spricht viel dafür, unter "Volkskunst" einfach das zu fassen, was in den einschlägigen volkskundlichen Museen unter dieser Bezeichnung ausgestellt wird. Gegenstand volkskundlicher Forschung wurde "Volkskunst" erst relativ spät, zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Abgrenzung zum aus rein kommerziellen Motiven erzeugten Kitsch (etwa im Bereich der Wallfahrtsandenken) fällt häufig schwer. Als im museologischen und alltagssprachlichen Gesprächszusammenhang allgemein gebräuchlich macht es Sinn, Volkskunst als historisch gewachsenen Begriff weiter zu verwenden. Versuche einer Ausweitung auf aktuelle Phänomene etwa der Jugendkultur (Graffiti) sind aber nicht sinnvoll. Die Europäische Ethnologie interessiert an den Objekten der Volkskunst heute weniger deren äußere Beschreibung und Typisierung als ihr Verweischarakter, ihre kontextuellen Zusammenhänge, aus denen Rückschlüsse auf zugrunde liegende kulturelle Bedeutungssysteme und soziale Rahmenbedingungen gezogen werden können. Während das Forschungsinteresse früherer Zeiten stärker auf regionale Besonderheiten gerichtet war, stehen heute Fragen des kulturellen Austausches zwischen Regionen und sozialen Schichten im Vordergrund.

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