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Volkskunst Übersicht 1 2 3 4 5 6
Versehdecke aus Tirol mit farbiger Stickerei auf Leinengrund

Textilien

Mit Bild und Text verzierte Decken, Tücher, Kleidungsstücke und Teppiche bilden ein umfangreiches und bei näherer Betrachtung außerordentlich interessantes Teilgebiet der Volkskunst. An ihnen lässt sich der Verweischarakter von Volkskunst besonders gut zeigen. Sie sind häufig Träger von Informationen. Dies gilt z.B. für die meist in den Küchen über Herd oder Tisch aufgehängten, gestickten Sinnsprüche und -bilder auf weißem Leinen. Naive Darstellungen kochender Frauen mit Schürze und Kochlöffel und Sprüche wie "Mein Heim, mein Glück" und ähnliches verweisen weniger auf familiäre Idylle, denn auf traditionelle Rollenbilder. Kunstvoll verzierte Taufkleider und -decken oder textile Brautausstattungen erinnern an die entsprechenden Bräuche bei Hochzeit und Taufe und damit verbundene soziale und religiöse Normen. Versehdecken, auf die Kreuz und Leuchter neben den Sterbenden aufgestellt wurden, verweisen auf den Brauch des Versehgangs. Oder, um ein letztes Beispiel anzuführen: Die "Deferegger Decken", aus Schafwolle und anderem Tierhaar erzeugte, vielfarbige Teppiche, geben Zeugnis von einer vom 17. bis ins 20. Jahrhundert fortwährenden Tradition des Wanderhandels, der von diesem Osttiroler Gebirgstal seinen Ausgang nahm.