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Die pummeligen Murmeltiere warnen ihre Artgenossen mit lauten Pfiffen vor jagenden Adlern oder anderen möglichen Gefahren.

Die Liebe und der Schlaf der Murmeltiere

Jeden Frühling ist es wieder so weit: Nach einem halben Jahr Winterschlaf äugen die Murmeltiere aus ihren Bauen ins Tageslicht. Um das harte Leben hoch oben in den Bergen zu meistern, bedarf es einiger spezieller Anpassungen. Unser Alpenmurmeltier, eine von 14 weltweit lebenden Arten, pflegt ein hochentwickeltes geselliges Gruppenleben gleichermaßen wie den Winterschlaf.

Winterschläfer können ihren Stoffwechsel extrem drosseln, sie werden kalt und verbrauchen so nur einen Bruchteil der Energie, die es kosten würde, die Körpertemperatur ständig auf 37° C zu halten. Das Herz schlägt nur noch drei- bis fünfmal in der Minute und die Körpertemperatur liegt zwischen vier und sieben Grad. Etwa alle 14 Tage erwärmen sich die Tiere im Bau für einen Tag gleichzeitig auf Normaltemperatur. Dann wird das Nest frisch gemacht und eine abseits gelegene Latrine aufgesucht. Zu fressen gibt es nichts, Murmeltiere leben im Winter ausschließlich von den angesammelten Fettreserven und verlieren über den Winter etwa ein Drittel ihres Gewichts. Der gut mit Heu ausgepolsterte Winterbau, in den sich die ganze Familie zurückgezogen hat, geht wegen des Frosts um einiges tiefer in den Boden hinein als die luftigen Sommerbauten.

Je größer die Murmeltiergruppe ist, die sich im Winterschlaf eng aneinander kuschelt, umso größer ist die Chance, dass auch in einem besonders kalten Winter alle überleben. Je mehr Tiere aber auf engem Raum leben, desto größer werden auch soziale Konflikte, und zwar vor allem dann, wenn es im Frühjahr um die Fortpflanzung geht. Die sozialen Murmeltierarten (nicht alle leben so) haben nun gelernt, den Vorteil der Energieersparnis zu nutzen, den Nachteil der erhöhten Konkurrenz aber gering zu halten. Neben dem dominanten Anführer der Murmeltierfamilie pflanzen sich, wie genetische Untersuchungen gezeigt haben, nur dessen eigene Söhne - mit väterlicher Erlaubnis - fort. Es leben aber nicht nur direkte Nachkommen des Familienoberhaupts in der Gruppe. Z.B. vermischen sich manchmal Jungtiere zweier benachbarter Familien oder die Familienmutter war auf einem "Seitensprung". Die dominanten Männchen können jedoch erfolgreich die Paarungschancen bei den jüngeren Männchen der Gruppe unterdrücken. Das funktioniert über die Menge der Sexualhormone im Blut, denn nur die Söhne des dominanten Männchens haben in der Paarungszeit so hohe Testosteron- und Androgen-Konzentrationen wie ihr Vater. Die Keimdrüsenhormone sind aber zur Entwicklung von Samenzellen notwendig. Wahrscheinlich führt sozialer Stress zu einem geringeren Hormonniveau - zumindest kennt man das bei Fischen sowie bei anderen sozialen Vögeln und Säugern. Die nichtverwandten Murmeltiere werden öfter in Auseinandersetzungen verwickelt, und der Ausgang solcher Kämpfe wirkt auf den Hormonhaushalt.

Ähnlich pflanzen sich bei den Weibchen der Gruppe nur die ranghöchsten fort. Die anderen werden zwar auch manchmal trächtig, bekommen aber keine Jungen. Wahrscheinlich ist ihr Hormonspiegel zu niedrig und die angelegten Embryonen werden wieder resorbiert. Solche Schwangerschaftsabbrüche gibt es übrigens auch dann, wenn die Nahrung und die Fettreserven knapp werden. Mit solchen Anpassungen konnten sich die Murmeltiere so extreme Lebensräume wie das Hochgebirge erschließen.

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