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Das alte Föhnmodell


Das neue Föhnmodell

Das neue Föhnmodell

Mit dem Ausdruck "Föhn" ist üblicherweise der Südföhn gemeint; es gibt bei uns aber auch noch den wesentlich selteneren Nordföhn. Südlich der Alpen sind solche "Nordföhne" häufiger, bekannt als Mistral im Rhônetal oder als Bora in Kroatien. Aus welcher Richtung der Föhn weht, hängt von der Stellung des Gebirgszugs ab, der ihn erzeugt. Z.B. fegt er in Kalifornien von der Sierra Nevada in Richtung Westen, hinunter nach Santa Monica und löst dort bei den Menschen die gleichen Beschwerden wie in unseren Breiten aus.

Nach der lange Zeit eingebürgerten Vorstellung strömen bei der Entstehung unseres Föhns Luftmassen aus der Po-Ebene in den Alpenraum und werden dort angehoben. Durch das Aufsteigen der Luft kühlt diese ab, die kondensierende Luft hat an der Alpensüdseite Wolken und Stauregen zur Folge. Ab der Kammhöhe nimmt die Lufttemperatur beim Fallen wieder zu und gleichzeitig erfolgt eine starke Abnahme der relativen Luftfeuchtigkeit. Dieses Modell konnte jedoch nicht erklären, warum es nur an ca. der Hälfte der Föhntage im Süden regnet und warum der Föhn oft so ungewöhnlich starke Erwärmung mit sich bringt. Zwar war klar, dass sich die fallende Luft erwärmt, jedoch musste diese zuvor aufsteigen und sich dabei entsprechend abgekühlt haben.

Eine Erklärung dafür lieferte vor einigen Jahren die Entdeckung, dass die über die Alpen wehende Luft häufig nicht direkt aus der Po-Ebene kommt, sondern diese in ca. 2 km Höhe überquert. Darunter liegt vom Alpensüdrand bis zum Appennin ein ruhiger "Luftsee". Die von Süden kommende Luft muss also an den Alpen nicht so hoch aufsteigen und kühlt daher nicht so stark ab, erwärmt sich aber sehr wohl bei ihrer rasanten Talfahrt und kann so die Temperaturen im Inntal innerhalb weniger Stunden um bis zu 20° C klettern lassen.

Als niedrigster Alpenpass ist der Brenner für den Durchzug des Föhns besonders geeignet und genau an der Mündung des Wipptals, das sich an seinem Ende nach der Einmündung des ebenfalls föhnbringenden Stubaitals zusätzlich noch wie eine Düse verengt, liegt Innsbruck - die Föhnstadt schlechthin. Der Föhn teilt die Stadt dabei scharf in zwei Hälften, sodass an solchen Tagen in Innsbruck verschiedene Jahreszeiten gleichzeitig stattfinden können. Während den windgeschützten Flughafen im Westen Kaltluft umgibt, die sich kaum bewegt, windet es im Ostteil der Stadt, wo es auch über 10° C wärmer ist. Die Wucht des Sturms ist enorm, 150-200 km/h am Patscherkofel und bis zu 120 km/h in Innsbruck sind keine Seltenheit. Durch den Föhn wurden schon eine Straßenbahn und Eisenbahnwaggons umgestürzt und der Föhn deckte auch das Innsbrucker Eisstadion ab.

Die meisten Föhntage gibt es bei uns im Frühjahr und im Herbst. Im Winter sind es weniger, da fallen allerdings die Temperatursprünge besonders auf. Z.B. kletterte die Temperatur an einem Wintertag von -7 auf +16° C und verwandelte den Jänner in den Mai. Am 12. November 1996 trieb der Föhn das Thermometer auf +20° C (der wärmste Novembertag dieses Jahrhunderts), auf den prompt der größte Wettersturz des Jahrhunderts folgte - am 13. November lagen 20 cm Neuschnee in Innsbruck.

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